Entwicklung zu sich selbst – Entwicklung zur Welt
Die Waldorfpädagogik wurde nicht als eine pädagogische Theorie begründet. Emil Molt, der Inhaber der Zigarettenfabrik Waldorf Astoria in Stuttgart, mit Rudolf Steiner bekannt und selbst Anthroposoph, suchte für die Kinder seiner Mitarbeiter nach einer Alternative zur öffentlichen Schule. Er bat Rudolf Steiner um Anregungen und so wurden alle pädagogischen Ideen Steiners sogleich hinsichtlich der Gründung einer konkreten Schule entwickelt, die im Sommer 1919 in Stuttgart den Unterricht aufnahm. Hierin zeigt sich, bei aller Komplexität, der unmittelbar lebenspraktische Bezug von Steiners Pädagogik. Sie schafft nicht eine lebensferne „heile“ Welt, sondern ist bestrebt, in der einzelnen Individualität eines Kind das freizusetzen, was ein eigenständiges, kreatives und verantwortliches Verhältnis zur Welt begründen kann.
Dieses Verhältnis kann nur eine, dem einzelnen Menschen gemäße individuelle Gestalt haben. Insofern geht es in der Waldorfpädagogik nicht um eine Vermittlung anthroposophischer Gedankeninhalte. Vielmehr stehen diese im Dienst einer ganzheitlichen Wahrnehmung und eines differenzierten Verständnisses der Entwicklungsvorgänge im Kindes- und Jugendalter.