Oberstufe Klasse 9 – 12: Verantwortungsvoll urteilen und handeln
Der Übergang zur Oberstufe ist auch durch ein verändertes Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer charakterisiert. Nun führt nicht mehr der Klassenlehrer alle Epochenunterrichte durch. Der Klasse wird ein Tutor an die Seite gestellt, der jedoch nur denjenigen Unterricht erteilt, der in sein Fachgebiet fällt.
Dass der Mensch imstande ist, sich zu den Welterscheinungen in ihrer Ganzheit in ein Verhältnis zu setzen war der leitende Gesichtspunkt für die Gestaltung des Unterrichtes in der Unter- und Mittelstufe. Dem entsprach das für den entsprechenden Entwicklungszeitraum bezeichnende Erleben des Menschen als einem universalen Wesen. Für die Entwicklung vom Jugend- zum Erwachsenenalter tritt die erzieherische Wirkung der Lehrerpersönlichkeit als Fachkompetenz in den Vordergrund. Damit ist nicht gemeint, dass auch für den Schüler bereits eine Entwicklung in fachspezifischer Hinsicht anstrebenswert ist. Von Bedeutung für den Erziehungsprozess ist vielmehr das mit der Fachkompetenz verbundene Weltverhältnis des Lehrers. Es zeigt dem Schüler, dass der Weltbezug in jeder Richtung vertieft werden kann. Diese Vertiefung beinhaltet eine zweifache Blickrichtung. Zum einen wird der Bezug zur Welt durch die Auswahl eines einzelnen Gebietes beschränkt. Zum anderen kommt es innerhalb dieses Gebietes zu großer Vielfalt und, genauer Anschauung und begründeter gedanklicher Reflexion. Damit kommt ein Ziel der Oberstufenpädagogik in Sicht, welches gemeinhin als Urteilsbildung bezeichnet wird. Es zeigt sich, dass man seinen Platz in der Welt an einem bestimmten Ort in einer bestimmten Tätigkeit finden muss – nicht irgendwo und im Allgemeinen. Diese durch das Vorbild des Lehrers vermittelte Erfahrung hat biographisch orientierende Funktion. Sie erschließt den Übergang zu gesellschaftlicher Verantwortung differenzierte und in den einzelnen Unterrichten geübte Weltoffenheit