Drei Schwestern, Anton Tschechow

Drei Schwestern leben mit ihrem Bruder in einer abgelegenen Provinzstadt, wohin sie vor elf Jahren mit ihrem verwitweten Vater, einem General, gezogen sind. Der Vater ist inzwischen gestorben. Im Haus wohnt aber noch ein langjähriger Freund der Familie, der Militärarzt Tschebutykin. Olga, die Älteste, ist Lehrerin am Gymnasium des Ortes; Mascha hat den langweiligen Lehrer Kulygin geheiratet; Irina, die Jüngste, gibt sich romantischen Vorstellungen von der Arbeit hin. Alle drei sind davon überzeugt, dass ihr Bruder Andrej eine akademische Stellung in Moskau erhalten wird, der Stadt, in der die Geschwister aufgewachsen sind und nach der sie sich immerzu sehnen. Andrej heiratet jedoch Natascha, ein einheimisches Mädchen mit sehr bürgerlichen Vorstellungen, die allmählich die Herrschaft im Haus an sich zieht. Andrej gibt sich mit einem Posten in der Lokalverwaltung zufrieden, häuft Spielschulden an und verpfändet schließlich das Elternhaus, während sein Vorgesetzter im Amt, Protopopow, ganz offen zum Geliebten seiner Frau avanciert. Mascha verliebt sich in den verheirateten Oberst Werschinin, der in die Stadt versetzt worden ist. Irina entschließt sich trotz fehlender Liebe ihrerseits zu einer Ehe mit dem geduldig um sie werbenden Baron Tusenbach, einem anderen Offizier. Olga droht das Schicksal einer alten Jungfer, die ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Die Brigade zieht ab und mit ihr Werschinin. Tusenbach wird im Duell von seinem Rivalen Soljony getötet. Am Ende des Stücks haben die drei Schwestern nicht nur ihr Elternhaus verloren, sondern auch die Menschen, die sie liebten, und sie finden sich allein gelassen mit der Aussicht auf eine Zukunft, deren Bewältigung ein hohes Maß an moralischer Kraft erfordert.
Aus Richard Peace, Die drei Schwestern

Tschechow hat mit seinen Stücken die Entwicklung des Dramas entscheidend beeinflusst und die szenische Erzählweise in die Moderne geführt. Wir haben es nicht mehr mit der Darstellung eines dramatischen Konfliktes zu tun, der sich anbahnt, zum Höhepunkt und dann zu einer versöhnlichen oder tragischen Lösung gebracht wird. Vielmehr zeigen die vier Akte die Figuren vor dem Hintergrund verschiedener Ereignisse in ihrer Unfähigkeit sich zu entwickeln und ihr Leben durch geleitetes Handeln autonom zu gestalten.

Damit wird eine Grundproblematik des modernen Menschen thematisiert: seine Fragwürdigkeit und Unsicherheit in einer ihm immer mehr entgleitenden und sich seinem Einfluss entziehenden Welt.

Tschechow unterzieht seine Figuren deshalb aber keineswegs einer abwertenden Betrachtung. Vielmehr gestaltet er ihr Bühnenschicksal auf eine Weise, die uns innig an ihrem Leben und ihrer Vergeblichkeit Anteil nehmen lässt. Darin ist er vielen Autoren nach ihm zum Vorbild geworden, bis hin zu Woody Allen, der meinte: „Er ist überhaupt der Größte.“

Schauspielerisch verlangt dieses Theater ein hohes Maß an Natürlichkeit. Damit hat Tschechow auch auf Technik und Methode der Schauspielkunst einen großen und bis heute Maßstäbe setzenden Einfluss ausgeübt. Es geht nicht mehr um Theatralik im traditionellen Sinne, sondern um die Echtheit und Natürlichkeit der Figuren, deren Leben der Schauspieler auf der Bühne lebt – und nicht bloß mimt und markiert.

Die Schülerinnen und Schüler der zwölften Klasse haben sich damit eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe gestellt, an der sie beharrlich seit Anfang des Schuljahres arbeiten.

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