Klassenfahrten

Klassenfahrten sind oft die Höhepunkte eines Schuljahres, mitunter sogar der gesamten Schulzeit. Während Einzelheiten der täglichen Unterrichte oft ins Unbewusste abtauchen, bleiben die Fahrten bei den Schülern – und natürlich auch beiden Lehren und Begleitpersonen – im Gedächtnis haften.

Klassenfahrten entfalten ihre Wirkung oft schon während der Fahrt, indem sie identitätsstiftend auf die Klassengemeinschaft wirken und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen. Das gemeinsame Erleben von Abenteuern und Herausforderungen schweißt zusammen. Manchmal tritt die Wirkung auch erst hinterher ein und verändert das Sozialgefüge der Klasse dauerhaft.

Mit der wachsenden Altersstufe verändern sich auch Anspruch, Möglichkeiten und Ziele der Fahrten. Meist beginnt das Zeitalter der Fahrten um den Rubikon herum mitder dritten und vierten Klasse, wenn die Kinder die ersten Schritte tun, sich vom Elternhaus zu lösen und es wagen, die Nächte in unbekannter Umgebung zu verbringen. Dabei geht es nicht darum, weit weg zu fahren oder aufwändige Events zu buchen. Das gemeinschaftliche Unterwegssein bietet mehr als genug Erlebnismöglichkeiten.

Wenn die Schüler in der oberen Mittelstufe ins Alter der Abenteurer und Entdecker kommen, sollten die Fahrten diesem Bedürfnis Rechnung tragen, indem es hinaus geht in die Welt und wandernd, rad-, kanufahrend oder segelnd – in kleinen Jollen oder dem stolzen Dreimaster – Unbekanntes entdeckt und vielfältig erfahren wird. Das Gepäck dabei zu haben, die Mahlzeiten selbst zu bereiten und auf unterschiedlichste Weise unterwegs sein erweckt ein Gefühl des Stolzes auf das gemeinsam Erreichte.

Dabei darf die Fahrt in der achten Klasse zum Ende der Klassenlehrerzeit noch einmal herausgehoben den Charakter einer gewissen Initiation haben, bei der die Schüler Grenzerfahrungen erleben dürfen.Die Fahrten in der Oberstufe kommen dem Bedürfnis der Jugendlichen entgegen, dem Weltinteresse und Idealismus Nahrung zu bieten.

Fahrten, die an Epochen der Oberstufe angelehnt sind, auf den Spuren von Goethe und Schiller, ins benachbarte Ausland, dessen Sprache seit der ersten Klasse gelernt wird oder in die Hauptstadt auf den Spuren der neueren deutschen Geschichte und Politik.

Die Abschlussfahrt in der zwölften Klasse spürt den Wurzeln der europäischen Kultur nach, indem das Klima, die Geographie, die Geschichte, die Kunst und natürlich auch der mediterrane Speiseplan in einem der südlichen europäischen Länder erkundet werden.

Ronald Gube