Mittelstufe Klasse 5 – 8: Selbsterkundung durch Weltbeziehung
Im Lauf der Mittelstufe erweitert sich der Fächerkanon. Aus den erzählten Geschichten der Unterstufe wird das Fach Geschichte, Physik und Chemie differenzieren den Bezug zu den Naturerscheinungen. Dieser Differenzierung und Vertiefung des Weltbezuges steht eine verstärkte seelische Entwicklung der Kinder in diesem Lebensalter gegenüber. Das eigene Dasein auf der Erde wird in der Pubertät als Rätsel und Frage erlebt. Dem begegnet die Waldorfpädagogik, indem sie den Weltbezug für die Kinder vertrauensvoll und sicher gestaltet, so dass im Kind sich ein Erleben anbahnen und entfalten kann, welches die tatsächlich komplexen Lebens- und Weltverhältnisse nicht als Verunsicherung erfährt. Auch hier handelt es sich darum, den Zugewinn an Kenntnis und Fähigkeit für das Kind so zu gestalten, dass es seinem seelischen Fassungs- und Verarbeitungsvermögen angemessen ist.
Auf naturwissenschaftlichem Feld geht es darum, die stärker werdenden Gedankenkräfte des Kindes nicht in abstrakten Modellvorstellungen zu isolieren, sondern in einen offenen und anpassungsfähigen Dialog mit den jeweils behandelten Erscheinungen zu bringen. So kann Vertrauen entstehen in die eigene Wahrnehmungsfähigkeit und in die eigenen Möglichkeiten, diese gedanklich zu erhellen.
In der künstlerischen Tätigkeit verbindet sich das eigene Seelische mit dem jeweiligen künstlerischen Darstellungsmittel und gewinnt dadurch anschaubare Gestalt. Dennoch ist die künstlerische Gestaltung kein bloßes Abbild des eigenen Seelischen. Es eröffnet den Ausblick auf Verwandlung und Steigerung. Darin einbezogen ist die künstlerische Empfindung des Kindes. Es erlebt selbst, was es geschaffen hat und wird dadurch, im Dialog mit dem Lehrer, zu weiterer Gestaltung angeregt.
Im Werken und in der Handarbeit, in der Zielrichtung von wissenschaftlicher, künstlerischer und handwerklicher Arbeitsweise zeigen sich bereits Übergänge und Ausblicke zur Oberstufe.